Vor 35 Jahren hatte auf der ersten „West Coast Computer Faire“ auch eine kleine Firma aus Cupertino einen Messestand im „San Francisco Civic Auditorium“. Das wichtigste Ausstellungsstück an diesem Stand war ein neuer Personal Computer: der Apple II. Die beiden Entwickler, Steve Jobs und Steve Wozniak, hatten bis zuletzt an ihrem neuen Computer und dessen Präsentation gefeilt. Extra für die „West Coast Computer Faire“ hatten sie sogar ein regenbogen-farbenes Logo entwerfen lassen – es wurde zum langjährigen Markenzeichen ihrer Firma. Soviel Aufwand erinnert schon an die heutige Apple-Perfektion, doch Walter Isaacson beschreibt in seiner Steve-Jobs-Biographie, dass 1977 auf der Messe nicht alles glatt lief: es gab am Messestand nur wenige wirklich funktionsfähige Computer. Die Zulieferer hatten wichtige Computerbauteile nicht rechtzeitig nach Cupertino geliefert, daher waren die meisten Vorführmodelle tatsächlich nicht mehr, als leere Kisten.
Auf der Messe war der Apple II trotzdem ein Blickfang, insbesondere sein ansprechendes Design hob den Computer aus der Masse der klobigen Mitbewerber heraus. Zudem hatte der Apple II acht freie Steckplätze (Slots), wodurch er erweiterbar und veränderbar war. Einen Computer tatsächlich den eigenen Wünschen und Bedürfnissen anzupassen, dass kam bei den Kunden an – und IBM übernahm dieses Konzept einfach für seinen ersten Personal Computer. Trotz der Schwierigkeiten mit den Vorführgeräten konnten Jobs und Wozniak im Laufe von drei Messetagen mehrere hundert Bestellungen verbuchen. Das lag auch an den damals beeindruckenden Leistungsdaten dieses Microcomputers: ein 8-Bit-Prozessor mit rund 1 MHz, 4 Kilobyte RAM und LoRes-Grafik in 15 Farben oder HiRes-Grafik in 4 Farben – bei einem empfohlenen Verkaufspreis von nur 1.298 US-Dollar! Lang ist´s her. 😉
Im Sommer 1977 ging der Apple II dann offiziell in den Handel und verkaufte sich in den nächsten Jahre mehrere Millionen Mal. Zahlreiche Basic-Programme wurden innerhalb kürzester Zeit für den Apple II geschrieben – und mit „Wheeler Dealers“ und „Dungeon Campaign“ erschienen bald auch die ersten Spiele auf Datasette. In den folgenden Jahren wurden immer mehr Spiele zuerst für den Apple II veröffentlicht und später dann auf Homecomputer portiert – darunter echte Spieleklassiker, wie „Bard’s Tale“, „Kings Quest“, „Space Quest“, „Ultima“, „Wasteland“, „Wizardry“ und natürlich „Zork“. Das Klackern der 5¼ Zoll Laufwerke dürfte vielen Apple-Fans noch immer in guter Erinnerung sein. 🙂
Was Jobs und Wozniak damals nicht ahnten: Mit dem Apple II wurde eine ganze Baureihe begründet. Der Computer wurde 1979 zum „Apple II+“ und zum „Apple II europlus“ weiterentwickelt – letzterer verkaufte sich besonders gut in Deutschland und den europäischen Nachbarländern. 1982 kam der „Apple IIe“ und 1984 der portable „Apple IIc“ in den Handel. Die Weiterentwicklung der Baureihe endete 1986 mit dem „Apple IIGS“, der bei den Kunden in Europa kaum Beachtung fand. Das war aber noch nicht das Ende der Fertigung, erst 1993 ging endgültig der letzte Computer dieser Reihe in den Verkauf: ein Apple IIe. Die gesamte Apple II Baureihe wurde 16 Jahre produziert und finanzierte nicht nur die Entwicklung des Apple Macintosh, sondern war lange das eigentliche Fundament des Apple Konzerns.
Seit der „West Coast Computer Faire“ ist viel passiert und der Apple II war letztlich nur der erste von vielen weiteren Erfolgen. Doch zu den Mitbegründern der „Personal-Computer-Ära“ werden Jobs und Wozniak gerade wegen dem legendären Apple II gezählt – und erst der kommerzielle Erfolg dieses Computers machte 1977 aus einer Hobby-Firma einen echten Konzern. In Cupertino sah das die Presseabteilung wohl genauso. Jahrelang stand folgender Satz am Ende aller Pressemitteilungen: „Apple ignited the personal computer revolution in the 1970s with the Apple II and reinvented the personal computer in the 1980s with the Macintosh.“
Übrigens: Retrofans können im Computermuseum München den Apple II – neben vielen anderen 8-Bit Computern – entdecken. Dort wird neben klassischen Microcomputern, auch noch so manches an alter Hardware und Software gesucht. Wenn Ihr also noch etwas los werden wollt … 😉