LucasArts ist Geschichte: Disney schließt das Traditionsstudio

von horchposten am in Allgemein,iPad,Macintosh

Schlechte Neuigkeiten: Nach mehr als 30 Jahren wird die Spieleschmiede LucasArts vom neuen Besitzer dicht gemacht. Von George Lucas hatte die Walt Disney Company letztes Jahr Lucasfilm für 4 Milliarden Dollar gekauft – und dabei wechselte auch dessen Spieletochter LucasArts den Besitzer.

„Passion for the games industry“, dass wurde bei LucasArts von allen Entwicklern verlangt – und bescherte uns seit den achtziger Jahren wahre Computerspiel-Klassiker, wie beispielsweise „Maniac Mansion“, „Zak McKracken“, „Monkey Island“ oder „Loom“. Die ersten Spiele wurden sogar noch für den Apple II vermarktet – allerdings noch unter dem Namen Lucasfilm Games. Auf dem hart umkämpften Spielemarkt werden diese Spieleklassiker zwar inzwischen häufig belächelt, doch „Tales of Monkey Island“ wurde noch vor wenigen Jahren für iOS veröffentlicht. Und Fans der alten Computerspiele arbeiten immer wieder an inoffiziellen Fortsetzungen oder frischen sogar illegal die Optik der alten Titel auf – wie bei „Maniac Mansion Deluxe“.

Die Meldung von der Schließung des Traditionsstudios scheint selbst für Lucasfilm eine Überraschung gewesen zu sein, denn im Internet präsentiert die Filmfirma ihr Tochterunternehmen noch immer als aktiven „leading publisher and developer of interactive entertainment“. Auch auf der Recruiting-Seite wird – unter dem Motto „Join the Force“ – noch nach Mitarbeitern für LucasArts in San Francisco gesucht. Angefangen beim Technical Animator werden beispielsweise auch Graphics Engineer, AI Engineer, Character Artist, Core Engineer, Environment Artist oder VFX Artist gesucht.

Doch statt bei LucasArts neue Kollegen zu begrüßen, müssen etwa 150 Mitarbeiter jetzt ihren Arbeitsplatz räumen – und nur wenige werden wohl zu Disney Interactive wechseln können. Auch die bereits angekündigten Spiele „Star Wars 1313“ und „Star Wars: First Assault“ dürften sich damit erst mal erledigt haben. Da LucasArts schon längere Zeit keinen echten Hit mehr hatte, ist die Entscheidung von Disney zwar nachvollziehbar – doch gerade die Star Wars-Spiele hätten Potential gehabt, denn Disney will ja neue Star Wars-Filme in die Kinos bringen!

Eigentlich hatte Disney seit der der Übernahme von Lucasfilm alles richtig gemacht: viele frühere Star Wars-Mitarbeiter wurden übernommen, die bereits vorhandenen Star Wars-Drehbücher werden verfilmt, Schauspieler aus der alten Trilogie sollen bei den Filmen wieder mit an Bord sein und der neue Regisseur J.J. Abrams ist sogar ein echter Star Wars-Fan. Da hätte es gut gepasst, wenn LucasArts auch die neuen Star Wars-Spiele herausbringt. Wer hätte als Publisher oder als Developer auch mehr Erfahrung darin vorzuweisen, die Star Wars-Geschichten in immer neue Computer- und Videospiele zu verwandeln? Auch auf dem Macintosh hatte LucasArts den Star Wars-Fans jede Menge Spiele beschert:

„X-Wing“ (1993), „Rebel Assault“ (1993), „TIE Fighter“ (1994), „Rebel Assault II: The Hidden Empire“ (1995), „Dark Forces“ (1995), „Galactic Battlegrounds“ (2001), „Galactic Battlegrounds: Clone Campaigns“ (2002), „Jedi Knight II: Jedi Outcast“ (2002) „Jedi Knight: Jedi Academy“ (2003), „Knights of the Old Republic“ (2003), „Knights of the Old Republic II – The Sith Lords“ (2004), „Battlefront“ (2004), „Empire at War“ (2006), „The Force Unleashed“ (2008), oder auch „Clone Wars Adventures“ (2010).

Allerdings brachte LucasArts schon „Star Wars: Battlefront II“ und „The Force Unleashed II“ nicht mehr für den Macintosh heraus. Auch „Star Wars: The Old Republic“ gab es 2011 nur für Windows. Lucasfilm hatte diese Produktpolitik bisher abgesegnet, doch Disney will bei den neuen Star Wars-Filmen die Spielelizenzen wohl an externe Entwickler vergeben. So besteht für Mac-Besitzer immerhin eine kleine Hoffnung auf neue Spiele mit echtem Star Wars-Flair … oder uns drohen noch mehr Spiele im Angy Birds und Lego-Style.

Ob Disney mit immer mehr Lizenznehmern aber auch ein immer weiter expandierendes Star Wars-Universum zusammenhalten kann? Weitere Filme und Filme, die auf einzelnen Star Wars-Charakteren basieren, sollen bereits in Planung sein. Welches Potential Disney im Lizenzgeschäft jedoch sieht, das verrät der Blick auf eine andere Lucasfilm-Tochter: Lucas Licensing. Dort kümmerte man sich bisher um das Lizenzgeschäft: „With over $20 billion in consumer sales world-wide, Lucas Licensing manages a program that includes the best-selling boys toy line of all time“ . Verständlich, wenn der Disney-Konzern im Lizenzgeschäft das große Geld wittert.