Manchmal wage ich mich aus meinem digitalen Leben heraus – und merke, dass ich Martinsumzüge nicht besonders mag. Kinder ziehen mit ihren leuchtenden Laternen fröhlich singend durch die Nacht – nur ich muss brennende Laternen austreten und heulende Kinder trösten. So war es in den letzten Jahren, so war es auch in diesem Jahr.
Am meisten nerven mich am Martinsumzug aber gewisse Mütter und ihre Kommentare – während ich noch mit einem Fuß eine brennende Laterne austrete.
Erste Mutterstimme: „Wissen Sie denn nicht, dass Kinder unter sechs Jahren in ihren Laternen besser keine Kerzen haben?“ Die beiden Kleinen sind acht. Das hat man mir zumindest gesagt.
Zweite Mutterstimme: „Nun, aber elektrische Laternen und Leuchtstäbe sind doch wohl viel sicherer – oder?“ Ich nuschele irgendwas von warmen Kerzenlicht und schöner Atmosphäre – und versuche Funken von meiner Hose herunter zu schlagen.
Erste Mutterstimme: „Man sollte Kerzen aber schon so anbringen, dass sie sicher stehen und nicht umfallen – nicht wahr?“ Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass geht gegen mich und meine handwerklichen Fähigkeiten.
Zweite Mutterstimme: „Das hat ja auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder gesagt!“ Ernsthaft? Es gibt eine Bundesarbeitsgemeinschaft die sich mit Laternen bei Martinsumzügen beschäftigt? Die letzten Funken sind erloschen und meine Hose scheint den Martinsumzug tatsächlich zu überleben.
Ich dreh mich um und die unbarmherzigen Stimmen bekommen Gesichter. Was sagten die Zweite noch? Leuchtstäbe sind viel sicherer…
„Du weißt schon, dass die beiden bescheuert aussehen“, sagt die Frauenstimme an meiner Seite. Nun ja … sie sind die einzigen Kinder die stolz einen großen Leuchtschirm tragen – und der wie ein echtes Star Wars Lichtschwert aussieht. (Das hab ich zumindest dreist behauptet.) Jetzt nerven die anderen Kinder ihre Mütter, warum sie eigentlich kein „Star-Wars-Lichtdings“ haben. Tja.
Es wird kälter. Jetzt könnten wir gut meine Leuchthandschuhe gebrauchen. „Auf gar keinen Fall!“ sagt die Frauenstimme an meiner Seite. (Na gut, dann nächstes Jahr.)
Wir hören singende Kinder und schauen schweigend einem hüpfendem Regenschirm in der Dunkelheit der Nacht hinterher. Eigentlich sind Martinsumzüge gar nicht so schlecht.